Festspielhausgeflüster: Zauberflöte – Im Interview mit Frank Nimsgern
Erhalten Sie exklusive Einblicke in die kreative Welt von Frank Nimsgern, dem musikalischen Genie hinter dem revolutionären Musical Zauberflöte. Im Gespräch mit uns verrät Nimsgern, wie die Zusammenarbeit mit Theaterdirektor Benjamin Sahler die Geburt dieser einzigartigen Produktion inspirierte und welche Herausforderungen es mit sich brachte, sich an ein Meisterwerk wie Mozarts Oper zu wagen.
Herr, Nimsgern, wie kam Ihnen die Idee zum Musical „Zauberflöte“?
Frank Nimsgern: Das ist ganz einfach: Es war die Idee von Theaterdirektor Benjamin Sahler.
Dieses Musical war sein großer Traum. Er ist immer auf der Suche nach Ideen und Inspirationen,
welchen Stoff die Menschen eventuell gerne sehen möchten. Das Werk ist optimal,
es ist ja auf eine gewisse Weise eine Revue und ist konzipiert als ein fantastisches Märchen.
Wie groß war die Hemmschwelle, sich mit einer Mozart Oper zu messen?
Frank Nimsgern: Ich habe mich sehr lange gewehrt, weil es so eine enorme Bürde ist.
Man kann und sollte ein Stück, das solch einen Namen hat, nicht verbessern wollen.
Und schon gar nicht sollte man Mozart-light machen. Somit habe ich erst einmal drei Songs entwickelt und kam dann schnell zur schwierigsten Prüfung: Die Königin der Nacht – und der Frage: Was mache ich damit? „Der Hölle Rache“ ist die einzige Arie, die ich fast eins zu eins übernommen habe – natürlich in meinem Arrangement und neukomponierten Parts. Irgendwann habe ich dann für mich einen Weg gefunden, wie ich dieses Bild malen kann, welche Farben ich verwenden möchte.
Wie sah ihr „Bild“ von einem Musical „Zauberflöte“ dann aus?
Frank Nimsgern: Im Mittelpunkt sollte unbedingt die Geschichte stehen.
Auf keinen Fall wollte ich versuchen, Mozarts Musik zu verbessern
oder zu modernisieren. Das würde nicht funktionieren. Die Musik von Mozart ist genial.
Da geht man nicht ran. Was nicht heißt, dass nicht manche Hit Motive von Mozart neu von mir verarbeitet worden sind. Darum ist die Musik zu 95 Prozent neu, aber die Story ist die gleiche, nur modern interpretiert.
Opernfans werden Sie wahrscheinlich dennoch kritisieren…
Frank Nimsgern: Ja, dabei ist das nichts Neues. Wenn man sich beispielsweise das Musical „Rent“ anschaut. Das ist „La Boheme“. Ein anderes Beispiel ist „Aida“ von Elton John beziehungsweise eben auch von Verdi. Die „West Side Story“ ist „Romeo und Julia“. Selbst Bernstein hat Stoff genommen, den es von anderen Komponisten schon gab. Weitere Beispiele sind Miss Saigon, Madame Butterfly et cetera, et cetera.
Ist bei ihrer Musical-Interpretation dann überhaupt noch etwas von Mozarts klassischer Musik übriggeblieben?
Frank Nimsgern: Wie gesagt, unsere Zauberflöte ist kein Mozart light. Aber ich habe als Hommage und als Verbeugung diverse Mozart-Motive und musikalische Zitate eingebaut, die man kennt, die die Menschen weltweit kennen und die viele, die in das Musical gehen, sicher auch erwarten werden.
Das fängt dann manchmal klassisch an und geht komplett anders weiter.
Es ist eine neue, eigene Musik – inspiriert von Mozart.
Wir transferieren die Geschichte in eine andere Zeit und versuchen die Charaktere der Mozart-Oper neu zu interpretieren. Die Königin der Nacht ist dann eine Hard-Rock-Sängerin, Papageno habe ich eine „Irish-Folk“-Ausrichtung gegeben. Ich habe also versucht, die Charaktere mit heutigen Musikfarben zu versehen.
Welches sind denn ihre persönlichen Lieblingsfiguren in der Zauberflöte?
Frank Nimsgern: Die Königin der Nacht ist eine Figur, die meiner Meinung nach, bei Mozart zu kurz kommt. Diese Persönlichkeit haben wir etwas ausgebaut, um andere Facetten der Gestalt zu zeigen. Also nicht nur die Rache-Queen. Der Held Tamino ist hingegen eher etwas Oldschool.
Ganz im Gegensatz zum Vogelfänger, diesem Anarcho.
Das wird man im Stück dann auch sehen – er bekommt eine viel größere Bedeutung.
Sie arbeiten erneut mit dem Festspielhaus Neuschwanstein zusammen – was gefällt Ihnen an dem Ort und dem Team?
Frank Nimsgern: Das Festspielhaus selbst hat eine magische Atmosphäre und die gesamte Umgebung ist traumhaft. Natürlich wegen der Ludwig-Ära, wegen Richard Wagner, der ja architektonisch für das Festspielhaus entscheidend war. Und wenn man dort probt und schaut dann in den Pausen auf Neuschwanstein, dann ist das sehr inspirierend und hat eine gewisse Magie.
Das Team im Festspielhaus ist wie auch das Team im Deutschen Theater, mit denen wir ja gemeinsam das Musical produzieren, sehr engagiert und sympathisch. Vor allem lassen sie mir viele Freiheiten und ich konnte mich kreativ voll ausleben.
Die Zauberflöte wird in Füssen und München ur-aufgeführt. Welche Erwartungen haben sie und gegebenenfalls welche Befürchtungen?
Frank Nimsgern: Wie gesagt, es ist komplett neue Musik mit Zitaten von Mozart – und Mozart ist ein Heiligtum. Ich bin mir darum sicher, dass wir von einer Seite verrissen werden, nach dem Motto: das darf man nicht und das geht so nicht. Ich sage dazu nur eins: Mozart musste mit dem Don Giovanni Geld verdienen. Don Giovanni war in Wien als Oper Comedia angesetzt und nicht als ernste Oper. Les Contes d`Hoffmann, Hoffmanns Erzählungen von Jaques Offenbach, ist eine Musikrevue mit den bekanntesten Hits von Offenbach. Carmen von Georges Bizet war ein großer Flop gewesen bei der Weltpremiere und ist heute eine der meistgespielten Opern der Welt. Diese ganzen Werke hatten es nicht leicht.
Ich will mich damit aber gar nicht vergleichen. Ich sage einfach, wir versuchen hier ein neues Musiktheater für eine neue Generation zu machen. Wir sind nicht perfekt und wir können für nichts garantieren.
Damit zu meiner letzten Frage: Wenn Sie Wolfgang Amadeus Mozart vor der Premiere eine kurze Sprachnachricht senden könnten, was würden sie ihm mitteilen wollen?
Frank Nimsgern: Danke für diese unfassbare Inspiration – um sein Werk und seine Kunst zu Ehren und irgendwie weiterzuführen in unserer heutigen Zeit. Aber nochmals, ich vergleiche mit nicht mit Mozart. Das, was wir machen, ist eine Verbeugung. Beethoven, Bach, Wagner, Mozart waren Genies.
Die haben aus dem nichts etwas geschaffen (Dank auch an J.S. Bach). Das machen wir nicht. Tut mir leid. Ich bin aber sehr dankbar, dass ich meine Musicals machen darf, dass ich von meiner Kunst und meinen Kompositionen leben kann. Das nehme ich nicht für selbstverständlich. Dafür danke ich allen, die mich darin unterstützen und vor allem dem Publikum, das sich die Stücke dann anschaut.
Herzlichen Dank Frank Nimsgern für Ihre Zeit und die faszinierenden Einblicke in die Entstehung des Musicals Zauberflöte. Die Vorfreude auf die Welturaufführung ist riesig und wir können es kaum erwarten, dieses innovative Musical auf unserer Bühne zu präsentieren.
Das Engagement, die Leidenschaft und die Vision, die Frank Nimsgern in das Musical Zauberflöte einbringt, versprechen ein unvergessliches Erlebnis für unser Publikum.
Wir sind überzeugt, dass es nicht nur die Herzen der Musicalfans, sondern auch die der Klassikliebhaber erobern wird.